Sustainable Finance im Bauen: DGNB startet Initiative mit Banken
Banken spielen bei der nachhaltigen Transformation der gebauten Umwelt eine zentrale Rolle. Entscheidungen im Rahmen von Finanzierungen beeinflussen den Erfolg unmittelbar. Damit haben Finanzinstitute die Chance, aktive Treiber der Entwicklung zu werden – stehen aber auch gemeinsam vor der Herausforderung, wie sie dieser Rolle im Kontext bestehender sowie sich entwickelnder Regulatorik gerecht werden.
Genau hier setzt die Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ an. Ihr Ziel ist es, kommerzielle Immobilienfinanzierer und Retailbanken dabei zu unterstützen, aktive Partner der Transformation hin zu einem zukunftsfähigen Gebäudebestand zu werden. Als Bottom-up-Initiative verbindet sie die Akteure des Finanzsektors mit der technischen Expertise des DGNB Netzwerks. Durch ihren starken Praxisfokus trägt sie dazu bei, effektive und umsetzbare Lösungen für eine nachhaltige Entwicklung des Gebäudesektors zu fördern.
„Als DGNB versprechen wir uns von der Zusammenarbeit mit den Banken eine Menge“, erklärt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Schon bei den ersten Treffen war deutlich spürbar, dass bei den teilnehmenden Finanzinstituten ein großer Wille besteht, das Richtige zu tun. Was bislang gefehlt hat, war der Brückenschlag zur Bauwirtschaft und der Zugang zu unabhängigem, tiefgehendem Fachwissen zum nachhaltigen Bauen. Genau das ändern wir mit der Initiative.“
DGNB Ideenlabor zum Thema Transformationsfinanzierung als Startpunkt
Ausgangspunkt für die Gründung der neuen Initiative war die Veranstaltung „DGNB Ideenlabor“ im September 2024 in Frankfurt. Das Event drehte sich um das Thema Transformationsfinanzierung und brachte Banken, Bestandshaltende und die Bauwirtschaft zusammen, um die jeweiligen Positionen besser zu verstehen, zielführende Anknüpfungspunkte zu finden und so die nachhaltige Transformation des Gebäudebestands zu forcieren.
„Das DGNB Ideenlabor war für uns ein Augenöffner“, sagt Dr. Christine Lemaitre. „Die Grundlage für Finanzierungsentscheidungen im nachhaltigen Bauen ist teils verheerend. Und das nicht, weil das Thema den Banken egal ist. Sondern weil eine große Unwissenheit herrscht, wie eine verlässliche Bewertung der Nachhaltigkeitsqualität vorgenommen werden kann. Oder weil bestehende Methodiken als Basis zur Einstufung von Gebäuden genutzt werden, die dafür schlichtweg nicht geeignet sind.“
Zu den ersten Arbeitsschwerpunkten der Initiative zählt es, einen gemeinsamen Überblick über vorhandene Tools und deren tatsächliche Funktionalitäten zu schaffen – jenseits von Marketingversprechen der jeweiligen Anbieter. Eine weitere Zielsetzung ist die Vereinheitlichung der Abfrage gebäudebezogener Nachhaltigkeitsdaten. Aktuell entwickeln hier viele Banken individuelle, voneinander abweichende Bewertungsmethoden. Grundsätzlich gilt für alle Ergebnisse, die im Rahmen der Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ erarbeitet werden, dass diese im Anschluss aufbereitet und allen Beteiligten zur Verfügung gestellt werden.
Schulterschluss der Banken im Sinne der Transformation des Gebäudebestands
Zum Start haben sich bereits zehn Finanzinstitute entschlossen, der Initiative offiziell beizutreten. Einige weitere haben bereits an ersten Workshops teilgenommen und ihre Expertise eingebracht. Zu den Gründungsmitgliedern zählen die Bank im Bistum Essen, die Berlin Hyp, die Deutsche Bank, die Deutsche Kreditbank, die GLS Gemeinschaftsbank, die HypoVereinsbank, die ING-DiBa, die Sparda-Bank Baden-Württemberg, die Triodos Bank und die UmweltBank.
Der Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten (VfU) engagiert sich in der Initiative als strategischer Partner. Für die wissenschaftliche Begleitung konnte die DGNB zwei renommierte Unterstützer gewinnen: das Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur an der Technischen Universität Braunschweig, das von Prof. Elisabeth Endres geleitet wird, sowie den Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen an der Technischen Universität München unter Leitung von Prof. Thomas Auer.
Dr. Julia Wernsdorfer vom Center of Excellence Sustainability Steering and Transition bei der ING-DiBa: „Die Transformation des Bau- und Immobiliensektors gelingt nur, wenn Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil finanzieller Entscheidungen wird. Die Initiative der DGNB schafft die dringend nötige Brücke zwischen Finanzierungsentscheidungen und zukunftsfähigem Bauen – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz, Verantwortung und langfristigem Mehrwert.“
André Meyer, Leiter des Kompetenzcenters Nachhaltige Immobilien bei der GLS Gemeinschaftsbank: „Bei der Initiative ‚Sustainable Finance im Bauen‘ zeigt sich deutlich, was Wirtschaften in Verbundenheit heißt: Wir finanzieren Lebensräume, nicht nur Häuser. Die Bauwende gelingt uns nur, wenn wir sie ökologisch, wirtschaftlich und sozial zusammendenken – und das gemeinsam. Seit über 50 Jahren arbeiten wir in der GLS Bank nach diesem Grundsatz und bündeln nun innerhalb dieser Kooperation unsere Anstrengungen hin zu einer zukunftsfähigen Wohnungswirtschaft – für Wohnräume, die Menschen und Klima gerecht werden.“
Martin Buch, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Baden-Württemberg: „In unserem Kerngeschäft, der Baufinanzierung, haben wir die meisten Gestaltungs- und Einflussmöglichkeiten, CO2-Emissionen zu reduzieren. Wir finden es toll, mit der Initiative ‚Sustainable Finance im Bauen‘ die Welt der Finanzinstitute und die Welt der Planer bzw. Wissenschaft zusammenzubringen, um gemeinsam an pragmatischen und effizienten Lösungen für nachhaltiges Bauen und Wohnen zu arbeiten.“
Alle interessierten Banken können mitmachen
Interessierte Banken aus dem deutschsprachigen Raum können der Initiative kostenfrei beitreten. Die dazugehörigen Informationen finden sich online unter www.dgnb.de/sustainable-finance-im-bauen.
Wer noch mehr erfahren möchte, kann auch den DGNB Tag der Nachhaltigkeit am 25. Juni 2025 in Stuttgart nutzen. Hier stellt sich die Initiative „Sustainable Finance im Bauen“ mit einem eigenen Programmpunkt und auf dem dortigen Marktplatz der Ideen vor. Alles zu der Veranstaltung und die Möglichkeit zur kostenlosen Anmeldung gibt es unter www.dgnb.de/tdn.