Zukunft braucht Raum: Wie Immobilienstrategien Bankenfusionen stärken
Fusionen gehören mittlerweile zum Alltag in der Bankenwelt. Besonders bei den Regionalbanken sind Zusammenschlüsse an der Tagesordnung. Allein in diesem und im kommenden Jahr sind über vierzig geplant[1]. Hinter jedem Zusammenschluss steckt jedoch weit mehr als die Bündelung von Ressourcen. Zwei Organisationen mit unterschiedlichen Kulturen und Strukturen müssen zu einer funktionierenden Einheit zusammenwachsen.
Immobilien als unterschätzter Erfolgsfaktor
Ein Bereich, der dabei häufig unterschätzt wird, ist der der Immobilien und Arbeitswelten. Spätestens dann, wenn zwei Hauptstellen existieren, mehrere Filialen in einer Stadt liegen oder die Frage nach modernen Arbeitsplatzkonzepten aufkommt, zeigt sich die strategische Bedeutung der Immobilien. Sie beeinflussen nicht nur Kosten und Effizienz, sondern prägen auch Identität und Kultur des neuen Hauses. Wer Entscheidungen aufschiebt oder vorschnell trifft, riskiert Reibungsverluste mit langfristigen Folgen.
Standorte klug zusammenführen
Im Kern geht es um die Frage, wie mit den vorhandenen Standorten umgegangen wird. Welche Filialen bleiben, welche werden zusammengelegt oder aufgegeben? Ist ein neuer zentraler Standort notwendig, der als Nukleus für das gemeinsame Unternehmen dient? Ebenso entscheidend ist die Gestaltung der künftigen Arbeitswelten. Unterschiedliche Büro- und Flächenkonzepte müssen harmonisiert werden, damit Mitarbeitende eine gemeinsame Basis finden und die Fusion auch im Alltag spürbar wird. Hinzu kommen operative Themen wie die Integration von Facility Management und Real Estate, die Klärung von Betreiberpflichten oder die Zusammenführung technischer Systeme.
Gerade hier zeigen sich die typischen Hürden: Unterschiedliche Immobilienstrategien und Zielsetzungen treffen aufeinander, veraltete Strukturen und doppelte Rollen sorgen für Ineffizienzen. Entscheidungsprozesse sind oft nicht klar definiert, Haftungsfragen bleiben ungeklärt und bestehende Verträge werden nicht optimal genutzt. Zudem unterscheiden sich die Qualitäten der Arbeitsumgebungen erheblich, was auch die Motivation der Mitarbeitenden betrifft. Fehlende Akzeptanz oder gar Widerstände können die Integration erheblich verzögern.
Strategie frühzeitig entwickeln
Umso wichtiger ist eine frühzeitig entwickelte, konsolidierte Immobilienstrategie. Sie ist kein Nebenschauplatz, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Fusion. Bankenverantwortliche sollten einheitliche Standards für Flächennutzung, Arbeitswelten und Prozesse schaffen und gleichzeitig die bestehenden Systeme zusammenführen, etwa im Facility Management oder im Kostencontrolling. Verträge und Strukturen müssen kritisch geprüft, Doppelungen vermieden und Synergien aktiv genutzt werden. Mindestens ebenso zentral ist das Change-Management: Mitarbeitende brauchen Orientierung und müssen in den Prozess eingebunden werden, damit Motivation und Akzeptanz entstehen.
Immobilien als Schlüssel für Effizienz, Kultur und Zukunft
Eine Fusion bringt zwei Welten zusammen und eröffnet zugleich viele Potenziale. Immobilien spielen dabei eine Schlüsselrolle. Wer sie nicht nur als Kostenfaktor betrachtet, sondern als strategisches Steuerungsinstrument versteht, schafft die Basis für Effizienz, eine gemeinsame Unternehmenskultur und eine nachhaltige Zukunftsfähigkeit. Je früher die richtigen Fragen gestellt und beantwortet werden, desto größer ist die Chance, dass aus zwei Häusern tatsächlich ein starkes neues entsteht.
Zum Autor
Sven Mylius studierte Projektmanagement Bau an der Fachhochschule Bielefeld und startete 2010 seine Laufbahn als Experte für New Work bei Drees & Sommer. Seine fachlichen Schwerpunkte umfassen unter anderem New Work Konzepte in Form von Gebäude- und Flächennutzungskonzepten, Bedarfsplanungen sowie deren Begleitung in der Umsetzung durch Workplace Change Management. Seit Juli 2023 ist er im Unternehmen als Associate Partner tätig. Neben seiner Tätigkeit bei Drees & Sommer war Sven Mylius bis Ende 2024 Lehrbeauftragter für nutzerorientierte Bedarfsplanung und Programming an der Fachhochschule Bielefeld.
[1] Diese 46 Volks- und Raiffeisenbanken wollen in diesem Jahr fusionieren