Gebäudeenergiegesetz wird zur Hängepartie – Politik muss endlich handeln und die Realität der Eigentümergemeinschaften anerkennen
Die politische Diskussion um eine grundlegende Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) verliert an Dynamik. Inzwischen zeichnet sich ab: Das Gesetz bleibt in seiner Grundstruktur bestehen. Paragraph 71 mit der Verpflichtung, beim Einbau neuer Heizungen mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien zu nutzen, wird voraussichtlich unverändert bleiben. Der VDIV Deutschland hat Zahlen zur grundsätzlichen Machbarkeit energetischer Sanierungen in WEG erhoben.
Finanzielle Realität: Rücklagen reichen nicht für die Energiewende
Die neue Ausgabe des Verwalter-Monitors des VDIV Deutschland zeigt deutlich, wie groß die Diskrepanz zwischen politischem Anspruch und finanzieller Wirklichkeit ist. Die Erhebung (eine erweiterte Neuauflage der bereits 2023 durchgeführten Studie) untersucht, ob umfassende energetische Sanierungsmaßnahmen für Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) überhaupt finanzierbar sind.
Das Ergebnis: 88,9 Prozent der befragten Immobilienverwaltungen schätzen die Rücklagen der von ihnen betreuten Wohnungseigentümergemeinschaften als nicht ausreichend ein, um eine umfassende energetische Sanierung aus Eigenmitteln zu finanzieren. Etwas besser sieht es bei kleineren Investitionen aus: 30,9 Prozent der Verwaltungen geben an, dass ihre WEG über genügend Mittel verfügen, um Einzelmaßnahmen wie den Austausch von Heizungen zu realisieren. Punktuelle Optimierungen sind folglich machbar, eine umfassende Modernisierung bleibt für die Mehrheit jedoch außer Reichweite.
Kapazitätsgrenzen: Fehlendes Personal hemmt Umsetzung
Auch organisatorisch sind die Hürden hoch. Nur 16,5 Prozent der teilnehmenden Immobilienverwaltungen verfügen über ausreichend Personalkapazitäten, um Sanierungsprojekte selbst zu betreuen. Die Mehrheit ist auf externe Fachplanung oder Projektsteuerung angewiesen – mit entsprechenden Verzögerungen bei Förderanträgen, Ausschreibungen und Abstimmungen mit Eigentümern.
Realistische Rahmenbedingungen statt Symbolpolitik gefordert
Das Gebäudeenergiegesetz bleibt damit zwar ein zentraler, aber auch herausfordernder Rahmen für die Energiewende. Der VDIV Deutschland fordert endlich politische Klarheit: „Wenn die Politik Eigentümergemeinschaften in die Pflicht nimmt, muss sie ihnen auch die Mittel geben, diese Pflichten zu erfüllen”, so Martin Kaßler, Geschäftsführer des VDIV Deutschland. „Erforderlich sind eine verlässliche Förderkulisse, ein massiver Bürokratieabbau und eine wirtschaftliche Entlastung der Eigentümergemeinschaften. Andernfalls wird Klimaschutz im Gebäudesektor zum Privileg für Wohlhabende und die Energiewende verliert ihre gesellschaftliche Akzeptanz.”