Berlin, München, Frankfurt und Hamburg behaupten sich trotz nationaler Herausforderungen in den TOP 10 Europas
„Emerging Trends in Real Estate® Europe 2026“-Report: Deutsche Metropolen fallen zwar im Städteranking zurück, dominieren aber weiterhin die Top 10 / Berlin als stärkster deutscher Standort auf Platz 4 hinter London, Madrid und Paris / Unsicherheiten nehmen zu: 70 % der Befragten sehen Deglobalisierung als ernstes Problem für den Immobiliensektor / Künstliche Intelligenz treibt Wandel in der Branche voran
Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland (PwC) und das Urban Land Institute (ULI) haben mit der Studie „Emerging Trends in Real Estate® Europe 2026“ einen umfangreichen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der europäischen Immobilienbranche veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen: Obwohl deutsche Städte im aktuellen Ranking Plätze eingebüßt haben, sind sie weiterhin prägend für den europäischen Immobilienmarkt. Berlin, München, Frankfurt und Hamburg gehören auch 2026 zu den zehn attraktivsten Standorten für Investitionen und Entwicklungen in Europa. Insbesondere Berlin, das auf London, Madrid und Paris folgt, behauptet sich als stärkster deutscher Standort auf Platz vier und profitiert von hoher Liquidität und internationaler Ausstrahlung. „Die deutschen Städte sind trotz der aktuellen Herausforderungen weiterhin ein Stabilitätsanker für den europäischen Immobilienmarkt. International werden die Investitionspläne der Regierung positiv wahrgenommen. Moderne Immobilien und Infrastruktur schaffen einen wichtigen Rahmen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit, müssen aber mit mehr Innovation und Technologie gedacht werden. Da stehen wir erst am Anfang“, sagt Thomas Veith, Partner und Leiter Real Estate PwC Global.
Unsicherheit und geopolitische Risiken prägen die Branche
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Unsicherheit in der europäischen Immobilienwirtschaft weiter zunimmt. 70 Prozent der befragten Führungskräfte sehen die fortschreitende Deglobalisierung als ernstes Problem – mehr als doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Internationale politische Instabilität (90 Prozent), die Eskalation globaler Konflikte (86 Prozent) und die Wirtschaftsaussichten Europas (77 Prozent) bereiten den Marktteilnehmern große Sorgen. „Europa kann als Gewinner der aktuellen Unsicherheiten hervorgehen, wenn es gelingt, eine klare Wachstumsagenda und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. Gebäude und Städte spielen dabei eine Schlüsselrolle als Enabler für Innovation, Lebensqualität und wirtschaftliche Entwicklung“, sagt Dr. Harald Heim, Senior Partner und Standortleiter Berlin bei PwC Deutschland.

Das Vertrauen der europäischen Führungskräfte ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (45 Prozent gegenüber 50 Prozent), dennoch erwarten 50 Prozent eine verbesserte Unternehmensrentabilität bis Ende 2026. Vor dem Hintergrund einer unsicheren wirtschaftlichen Erholung, einer ungleichmäßigen Nachfrage und Herausforderungen bei Baukosten, Ressourcenverfügbarkeit und Regulierung gewinnt die Auswahl der Investitionsstandorte für Investoren und Manager weiter an Bedeutung. Der Fokus liegt dabei auf reifen Märkten mit hoher Liquidität, robusten Wachstumsaussichten und stabilen demokratischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. „In Zeiten erhöhter Unsicherheit rücken Standorte mit verlässlichen Rahmenbedingungen und hoher Marktliquidität noch stärker in den Mittelpunkt der Investitionsentscheidungen. Für viele internationale Investoren sind diese Faktoren aktuell wichtiger als kurzfristige Renditeerwartungen“, sagt Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI Deutschland/Österreich/Schweiz.

Trotz der makroökonomischen Herausforderungen erwarten die meisten Befragten, dass sich die Verfügbarkeit von Fremd- und Eigenkapital im Jahr 2026 erhöhen wird – wobei Letzteres insbesondere bei institutionellen Investoren weiterhin auf niedrigem Niveau bleibt. Bemerkenswert ist dabei der zunehmende Einfluss europäischer und US-amerikanischer Family Offices, vermögender Privatpersonen und Private-Equity-Fonds, die sich als wichtige Quellen für Eigenkapital in der Branche etablieren.
KI revolutioniert die Immobilienbranche
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Immobilienbereich. 75 Prozent der Befragten setzen bereits KI-basierte Lösungen ein – im Vorjahr waren es lediglich 51 Prozent. In den kommenden 18 Monaten rechnen die meisten Marktteilnehmer mit einem weiteren Anstieg des KI-Einsatzes, insbesondere in Bereichen wie Marketing und Vermietung, Immobilienverwaltung, Planung und Design sowie operativen Aufgaben und Vermögensverwaltung.
Auch im Bereich ESG (Environmental, Social and Governance) zeigt sich ein Wandel: Während 85 Prozent der Befragten ESG weiterhin als wichtig einstufen (Vorjahr: 89 Prozent), ist der Anteil derjenigen, die ESG als entscheidenden Treiber für Entscheidungen und Strategien in den nächsten fünf Jahren sehen, von 40 auf 21 Prozent gesunken. Fast die Hälfte der Unternehmen hat ihre Strategien angesichts der makroökonomischen Unsicherheit angepasst. „Wir beobachten, dass ESG-Themen zwar weiterhin hohe Relevanz besitzen, aber in der aktuellen Marktphase stärker hinterfragt und differenzierter bewertet werden. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Nachhaltigkeitsziele mit wirtschaftlichen Anforderungen in Einklang zu bringen und ihre ESG-Strategien noch klarer mit Wertentwicklung und Performance zu verknüpfen“, sagt Heim.
Nischenmärkte und operative Sektoren gewinnen an Bedeutung
Die diesjährige Studie zeigt zudem, dass Nischenbereiche und operative Sektoren wie Rechenzentren, neue Energieinfrastrukturen und Studierendenwohnheime die Rangliste dominieren, obwohl sie aktuell noch vergleichsweise wenig Kapital anziehen. Diese Sektoren geben die Richtung für die künftige Entwicklung der Branche vor. „Gerade im aktuellen Marktumfeld suchen Investoren nach stabilen, zukunftsfähigen Segmenten jenseits der klassischen Immobilienklassen. Sektoren wie Rechenzentren oder Energieinfrastrukturen bieten attraktive Perspektiven und werden zunehmend als Wachstumstreiber wahrgenommen“, sagt Veith.
Emerging Trends in Real Estate® Europe ist eine der renommiertesten Publikationen der Branche und erscheint 2026 in der 23. Ausgabe. Die Studie basiert auf den Einschätzungen von 1.276 Immobilienfachleuten aus ganz Europa, darunter Investoren, Fondsmanager, Entwickler, Immobilienunternehmen, Kreditgeber, Makler und Berater, die im Rahmen von Umfragen, Interviews und Rundtischgesprächen befragt wurden.
