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CBRE-Umfrage: Logistiknutzer sehen steigenden Flächenbedarf in Europa 

London, 04.09.2025
  • Die Mehrheit der Befragten plant, in den kommenden zwölf Monaten zusätzliche oder vergleichbare neue Flächenbedarfe anzumelden.
  • Der Anteil der expansionsorientierten Befragten für die nächsten drei Jahre hat sich auf 46 Prozent normalisiert, liegt aber weiterhin deutlich über dem Anteil derjenigen, die eine Verkleinerung planen (zwölf Prozent)
  • Bei der Standortwahl steht der Immobilienpreis nicht mehr an oberster Stelle
  • Klimaneutrale Gebäude werden stärker priorisiert als Nachhaltigkeitszertifikate

Eine aktuelle Umfrage des globalen Immobiliendienstleisters CBRE zeigt, dass die überwiegende Mehrheit (96 Prozent) der Logistiknutzer in Europa in den kommenden zwölf Monaten mehr – oder zumindest genauso viel – neue Flächennachfragen stellen will wie im vorherigen Jahr. Der „CBRE European Logistics Occupier Survey 2025“ basiert auf den Einschätzungen von über 100 Logistiknutzern in Europa mit einer geschätzten Gesamtnutzfläche zwischen 85 und 95 Millionen m².

Es zeigten sich Unterschiede je nach Zeitpunkt der Befragung: Ein höherer Anteil der nach dem 2. April befragten Unternehmen, dem Zeitpunkt der Einführung neuer US-Handelspolitiken, gab an, mehr Flächenbedarf zu planen. Dies könnte eine Reaktion auf vorübergehende Störungen in den Lieferketten sein.

Mit Blick auf die mittelfristige Planung (nächste drei Jahre) äußern sich die Nutzer zurückhaltender: 46 Prozent der Befragten planen in diesem Zeitraum eine Expansion. Die Nachfrage wird vor allem von Logistikdienstleistern sowie von Paket- und Postdienstleistern getragen – bei den Logistikdienstleistern vermutlich als Folge der anhaltenden Auslagerung von Lieferketten. Obwohl Produktionsunternehmen in den letzten Monaten einen größeren Anteil an der Flächennachfrage hatten, zeigt die Umfrage, dass die Industrie im Vergleich vorsichtiger agiert: 19 Prozent der befragten Produktionsunternehmen planen, ihre Flächenportfolios zu verkleinern.

„Die mittelfristigen Expansionspläne der Nutzer haben sich abgeschwächt, was eine nachvollziehbare Reaktion auf die geopolitischen Unsicherheiten und makroökonomischen Herausforderungen ist“, erklärt Dr. Carl Deppisch, Head of European Industrial & Logistics Occupier bei CBRE. „Unsere Untersuchung zeigt aber auch, dass die Nutzer widerstandsfähig sind. Auch wenn sich groß angelegte Expansionsvorhaben derzeit schwer rechtfertigen lassen, finden viele Unternehmen Wege, sich an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen. Im Vergleich zu den Pandemiejahren haben die Nutzer heute wieder mehr Auswahl. Das eröffnet ihnen die Chance, ihre neue Verhandlungsmacht zu nutzen, um Mietverträge neu zu verhandeln oder ihre Lagerflächen aufzuwerten.“

Das aktuell nutzerfreundliche Marktumfeld führt dazu, dass Standort- und Gebäudeentscheidungen zunehmend komplexer werden. In dem CBRE European Logistics Occupier Survey 2025 nannte mindestens ein Drittel der Befragten sieben Standortfaktoren und fünf gebäudebezogene Kriterien als entscheidend – im Vergleich zu fünf beziehungsweise vier im Jahr 2024 und vier beziehungsweise einem im Jahr 2023.

„Sowohl bei der Standortwahl als auch bei der Auswahl konkreter Flächen zeigen sich Logistiknutzer deutlich selektiver“, sagt Jack Cox, Head of European Industrial & Logistics bei CBRE. „Der Mietpreis hat an Bedeutung verloren, im Fokus stehen jetzt stärker strategische Unternehmensziele. Führungskräfte erwarten eine Optimierung der Portfolios und maximalen geschäftlichen Mehrwert.“

Anders als noch 2023, ist auf Standortebene der Preis nicht länger das wichtigste Entscheidungskriterium. An erster Stelle stehen heute die Verfügbarkeit und die Kosten von Arbeitskräften, gefolgt von der generellen Flächenverfügbarkeit.

Auf Gebäudeebene hingegen bleibt der Preis weiterhin der entscheidende Faktor. Gleichzeitig gewinnen Nachhaltigkeitsmerkmale und eine gesicherte Energieversorgung zunehmend an Bedeutung.

Die Zahlungsbereitschaft für CO₂-neutrale Gebäude ist deutlich höher (65 Prozent) als für lediglich zertifiziert nachhaltige Objekte (47 Prozent), ein Ergebnis, das im Einklang mit dem Ziel vieler Nutzer steht, bis 2030 eine klimaneutrale Immobilienbilanz zu erreichen. „Nutzer wünschen sich reale Vorteile vor Ort, nicht nur eine Zertifizierung“, fasst Dr. Carl Deppisch zusammen. „Wärmepumpen oder Batteriespeicher sind zwei beispielhafte ESG-Faktoren, die sich direkt in geschäftlichen Nutzen übersetzen lassen.“