Erheblicher Angebotsmangel an smarten, emissionsarmen Logistikobjekten droht
Versorgungslücke in Deutschland dürfte bei mindestens 42 Prozent liegen
Das Angebot an nachhaltigen Industrie- und Logistikimmobilien wird nach aktuellen Erwartungen nicht mit der Nachfrage mithalten können. So dürfte die Versorgungslücke an energieeffizienten und emissionsarmen Objekten hierzulande bis 2030 bei rund 42 Prozent liegen und Deutschland damit zu den Märkten Europas mit der höchsten Unterversorgung gehören. Nur in Belgien (79 Prozent) und Frankreich (45 Prozent) werden noch mehr Flächen fehlen. Mit einem Durchschnittswert von rund 28 Prozent mangelt es allerdings an nachhaltigen Objekten auf dem gesamten Kontinent, konkret dürfte der Bedarf von rund 51,4 Millionen m² bis 2030 um etwa 21,2 Millionen m² verfehlt werden.
Das geht aus dem JLL-Report „Powering Operational Excellence“ hervor, für den 900 Logistiknutzer aus 18 Industriezentren in Europa, Nordamerika und Asien mit einer Mietfläche von insgesamt 79 Millionen m² betrachtet wurden. Da es sich um Großnutzer handelt, die rund 30 Prozent der Flächen in den analysierten Märkten repräsentieren, dürfte die tatsächliche Versorgungslücke noch wesentlich ausgeprägter ausfallen.
Analysiert und bewertet wurden die deklarierten Nachhaltigkeitsziele der betrachteten Nutzer, das aktuelle Flächenangebot und die Bauvorhaben. Demnach unterliegen rund 77 Prozent des Flächenbedarfs in Deutschland bis 2030 konkreten CO2-Reduktionszielen und auch global steigen die Anforderungen: „Weltweit haben sich mehr als zwei Drittel der führenden Branchenakteure zur Emissionssenkung verpflichtet“, sagt Sarina Schekahn, Head of Industrial & Logistics Agency JLL Germany. „Zu ihren Zielen gehört es, auf nachhaltige und sichere Energieversorgung umzusteigen, ein effizientes Energiemanagement einzuführen, den Fuhrpark zu elektrifizieren und sich dadurch langfristig an die notwendigen Gegebenheiten anpassen zu können.“
Allerdings sind 57 Prozent des Bestands an Industrie- und Logistikimmobilien in Deutschland mehr als zehn Jahre alt und entsprechen damit häufig nicht mehr den heutigen Anforderungen, erklärt Schekahn. „Mieter bevorzugen Objekte mit umfassenden Nachhaltigkeitskonzepten, bei denen aber auch soziale Faktoren umfangreich berücksichtigt werden: Dazu zählen sichere, faire und gesunde Arbeitsbedingungen sowie der Zugang zu Grünflächen, aber auch positive Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft, nicht nur durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern auch durch die Unterstützung lokaler Initiativen.“
Hinzu kommt, dass Immobilienentscheidungen zurzeit aufgrund der durchschnittlichen Mietlaufzeit von sieben Jahren unter dem Einfluss der ambitionierten Emissionsreduktionsziele für 2030 stehen, weshalb bestehende Mietverhältnisse neu bewertet werden. Durch Nachhaltigkeits- und Effizienzmaßnahmen seitens der Eigentümer können Bestandsmieter gebunden, neue gewonnen und zeitgleich langfristige Wertsteigerungen erzielt werden. Nicht zuletzt können, aufgrund vielerorts fehlender entwicklungsfähiger Grundstücke, Wettbewerbsvorteile im Bestand gegenüber Build-to-suit-Objekten gehoben werden.
Nicht nur um die Klimaziele zu erreichen, sondern auch um Betriebskosten zu senken, setzen Nutzer vermehrt auf Effizienzmaßnahmen, sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. „Die globale Energienachfrage steigt stark und resultiert für Unternehmen in signifikanten Herausforderungen bei Energiesicherheit und -kosten. Aufgrund seines vergleichsweise hohen Energiebedarfs ist der Industrie- und Logistiksektor, insbesondere dort, wo Automatisierung, Robotik und elektrische Flotten eingesetzt werden und an produzierendes Gewerbe vermietet wird, auf nachhaltige Energielösungen angewiesen. Durch ihre weitläufigen Flachdächer eignen sich Logistikimmobilien oftmals für Photovoltaikanlagen zur Energiegewinnung vor Ort und zur Einspeisung des Stroms in die Elektrofahrzeug-Ladeinfrastruktur.“