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Krise der Immobilienverwalter: Kleine WEGs und Zinshäuser bleiben zunehmend ohne Verwaltung

Hamburg, 21.07.2025

Wer verwaltet eigentlich noch? Eine aktuelle Umfrage unter Mitgliedsunternehmen des IVD Nord zeigt alarmierende Tendenzen: Immer mehr kleine Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) finden keine professionelle Hausverwaltung mehr. Aber nicht nur WEGs sind betroffen – auch klassische Zinshäuser geraten zunehmend ins Hintertreffen.

„Die Anforderungen an Hausverwalter sind in den letzten Jahren massiv gestiegen“, so Carl-Christian Franzen, stellvertretender Vorsitzender des IVD Nord in Hamburg. „Neben steigenden Erwartungen der Eigentümer und Mieter kommen umfassende gesetzliche Auflagen und ESG-Vorgaben hinzu. Für viele Verwalter – insbesondere kleinere Büros – ist das schlicht nicht mehr zu leisten.“

Warum Verwalter abspringen

Der Rückzug vieler Hausverwalter aus kleinen Mandaten hat mehrere Gründe:

  • ESG-Vorgaben: Die zunehmenden Anforderungen an Nachhaltigkeit, Soziales und gute Unternehmensführung (Environmental, Social, Governance) stellen auch Wohnimmobilienverwalter vor immer größere Herausforderungen. Energieberichte, Nachhaltigkeitsmaßnahmen, Barrierefreiheit – die Anforderungen wachsen, doch die Honorare bleiben oft gleich.
  • Personalmangel: Fachkräfte sind in der Immobilienverwaltung rar. Nachwuchs fehlt, viele ältere Verwalter geben auf. Neue Mitarbeitende zu finden, die die Vielzahl an Aufgaben – juristisch, technisch und kommunikativ – bewältigen können, ist schwer.
  • Steigende Erwartungen: Eigentümer verlangen detaillierte Abrechnungen, digitale Services, Sofortreaktionen bei Schäden – und das bei stagnierenden oder nicht kostendeckenden Vergütungssätzen. Auch Mieter fordern zunehmend mehr Service, Transparenz und Beteiligung.

Verlierer: Kleine Eigentümergemeinschaften

Insbesondere kleine WEGs – also Gemeinschaften mit wenigen Einheiten – finden oft keine Verwaltung mehr. Der Aufwand steht in keinem Verhältnis zur Vergütung. „Viele Verwalter sagen heute: Ein Mandat unter 10 Einheiten lohnt sich nicht mehr“, so Franzen.

Auch Zinshäuser betroffen

Was bisher vor allem WEGs traf, greift jetzt auch auf die klassische Mietshausverwaltung über. Auch hier steigen Anforderungen und Konflikte. ESG-Themen, Mieterkommunikation, Sanierungsdruck – ohne professionelle Verwaltung geraten viele Eigentümer ins Schlingern.

Was jetzt passieren muss

Der IVD Nord fordert:

  • Attraktivere Rahmenbedingungen für Verwalter, u a. durch bessere Vergütung und weniger Bürokratie
  • Gezielte Ausbildungsinitiativen zur Fachkräftesicherung in der Immobilienverwaltung
  • Praxistaugliche ESG-Leitlinien, die auch für kleinere Objekte und Verwalter umsetzbar sind

„Ohne eine nachhaltige Entlastung wird sich die Verwaltungskrise verschärfen – mit Folgen für die Immobilienqualität, den sozialen Frieden in den Häusern und den Werterhalt“, warnt Franzen.