Logistik | Märkte

Markt für Rechenzentren wächst trotz großer Pipeline etwas langsamer

Frankfurt und London bauen Kapazitäten aus – Nachfrage übertrifft Angebot deutlich

Frankfurt am Main, 20.06.2025

Der Markt für Rechenzentren in Europa hat ein vergleichsweise gedämpftes erstes Quartal 2025 verzeichnet. Zwar ist die Nachfrage nach Technologien wie 5G, Cloud-Dienstleistungen und allen voran nach Künstlicher Intelligenz (KI) enorm, limitierende Faktoren wie Stromverfügbarkeiten und Lieferkettenverzögerungen bei Neuentwicklungen sorgen jedoch für ein leicht abgeschwächtes Wachstum: So betrug der Umsatz im ersten Quartal etwa 45 Megawatt (MW) in Europas wichtigsten Standorten für Rechenzentren, den sogenannten FLAP-D-Märkten (Frankfurt, London, Amsterdam, Paris, Dublin). Wie aus dem „JLL EMEA Data Centre Report Q1 2025“ hervorgeht, handelt es sich um den schwächsten Jahresauftakt seit 2021.

Der Ausblick bleibt unabhängig davon positiv: Die Vorvermietungen, die ein Bild der tatsächlichen Nachfrage vermitteln, lagen allein 2024 bei einer Rechenleistung von rund 702 MW – und damit fast doppelt so hoch wie 2023. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen, dass der Umsatz im Jahresverlauf noch zulegen wird. Prognostiziert wird ein Gesamtumsatz von etwa 276 MW, nachdem es 2024 rund 343 MW und damit etwa drei Prozent weniger waren als 2023, dem bislang stärksten Jahr für Rechenzentren in Europa.

Auch bei der Gesamtkapazität der Kernmärkte dürfte sich das Wachstum 2025 leicht abschwächen und auf zehn Prozent sinken, während es 2024 noch bei 13,2 Prozent lag. Neu angeschlossen wurde im laufenden Jahr eine Leistung von 31 MW – und damit zwar etwas weniger als in den Startquartalen der vergangenen beiden Jahre, aber mehr als zum Jahresauftakt 2022 mit 18 MW.

„Die hohe Nachfrage nach Rechenzentren in Europa übertrifft deutlich das Angebot und wirkt sich unmittelbar auf den Markt aus. Neue Projektentwicklungen werden vollständig übernommen und bereits angeschlossene Kapazitäten immer stärker absorbiert. Das nunmehr fünfte Quartal in Folge verzeichnen wir sinkende Leerstandsquoten“, sagt Martina Williams, Head of Work Dynamics Northern Europe bei JLL. Work Dynamics bietet Unternehmen spezialisierte Outsourcing-Services. Dazu zählen Immobilienberatung und -dienstleistungen im Corporate-Real-Estate- und das Integrierte Facility-Management, Portfolio- und Technologiemanagement sowie Project-and-Development-Services. „Die digitale Transformation und mittlerweile kritische Bedeutung von Daten für moderne wirtschaftliche Geschäftsabläufe trägt ebenso zu der steigenden Nachfrage bei wie der erhöhte private Datenverbrauch“, so Williams weiter. „Die dafür und insbesondere für KI notwendigen Rechenzentren gelangen immer stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Auch fachfremde Investoren interessieren sich vermehrt für den Markt, nicht zuletzt aufgrund der robusten Marktdaten infolge des immer höheren Datenbedarfs.“

Um diesem gerecht zu werden, befinden sich zahlreiche Projekte in Entwicklung: Allein 1,7 GW an Rechenzentrumskapazitäten werden zurzeit auf den Kern- und Zweitmärkten Europas entwickelt, davon rund 870 MW in Frankfurt und London. Weitere 1,3 GW werden zurzeit geplant, wobei neben Frankfurt und London außerdem Mailand und Madrid im Fokus stehen.

„Limitierende Faktoren bei Neuentwicklungen sorgen jedoch für Herausforderungen“, sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. „Während mangelnde Stromverfügbarkeiten die Standortsuche erschweren, sorgen Lieferengpässe für Entwicklungsverzögerungen. Bei einigen Projekten kann der Zeitverzug bis zu vier Jahre betragen. Zwar versuchen Entwickler neue Lagen zu erschließen, um zumindest Faktoren wie Stromverfügbarkeiten zu umgehen, allerdings bevorzugen Betreiber nach wie vor die Kernmärkte.“ Aufgrund des geringen Angebots befänden sich Vermieter allerdings in einer starken Verhandlungsposition und profitierten von steigenden Mieten.