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(Re-)finanzierung von Bestandsimmobilien: Immobilienbranche fordert mehr Mut für ESG Transformation

Auf Einladung von Yester & Morrow und IMMOEBS diskutierten Branchenexperten in Frankfurt über Finanzierung, Regulierung und kreative Sanierungskonzepte als Antwort auf Klimawandel und Marktumbrüche.

Frankfurt am Main, 29.09.2025
Panel 1. ESG Drinks Event 2025.

Die Anwaltskanzlei Yester & Morrow und das Alumni-Netzwerk IMMOEBS e. V. luden am 18. September zu einem hochkarätigen Branchentreffen nach Frankfurt am Main ein. Expert:innen aus den Bereichen Recht, Finanzierung, Immobilienwirtschaft und Nachhaltigkeitsberatung diskutierten Strategien, mit denen sich Bestandsimmobilien in einem von Unsicherheit und Umbruch geprägten Marktumfeld resilienter gestalten und langfristig werthaltig refinanzieren lassen.

Den Auftakt machte Andreas Walter, Mitveranstalter und Partner bei Yester & Morrow. Er betonte, dass Investoren enorme Risiken eingehen, wenn sie die makroökonomischen Realitäten und ihre Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge ausblenden. Faktoren wie demografische Entwicklungen, volatile Zinsen, steigende Kosten, ESG-Vorgaben, Konjunkturtrends, neues Arbeitsverhalten und die Dynamik der KI müssten im Zusammenspiel betrachtet werden – nur dann lassen sich Investitionen absichern und Chancen strategisch nutzen.

Finanzierungen unter neuen Rahmenbedingungen

Das Finanzierungsumfeld ist herausfordernd: Politische Instabilitäten, eine fragile Wirtschaftslage, veränderte Nachfragemuster, höhere Finanzierungskosten und eine bevorstehende Phase zahlreicher Refinanzierungen setzen Eigentümer und Kapitalgeber unter Druck. Gleichzeitig steigt die Erwartung, bestehende Immobilien im Hinblick auf ESG-Kriterien energetisch und nachhaltig zu modernisieren.

ESG wird zunehmend als integraler Bestandteil in die Risikoanalyse aufgenommen. Nicole Jürgensen, Leiterin International Clients bei der Münchener Hypothekenbank, stellte den hauseigenen ESG-Score vor, der seit 2024 im Neu- und Refinanzierungsgeschäft zum Einsatz kommt. Neben klassischen Faktoren wie Lage, Objektqualität oder Mieterstruktur fließen damit zunehmend Aspekte wie physische Klimarisiken, soziale Faktoren und Governance-Kriterien in die Finanzierungsentscheidung ein.

Sanierungsentscheidungen im Fokus

Besonders komplex seien aktuell Entscheidungen über energetische Sanierungen. Moritz Marx, Head of Certification & Innovation beim Nachhaltigkeitsberater Agradblue, stellte etwa die Abwägung zwischen Fernwärmeanschluss und Wärmepumpe dar: Während Fernwärme einen geringeren Startaufwand erfordert, ermöglicht die Wärmepumpe Eigentümern eine eigenständige Dekarbonisierungsstrategie und mehr Unabhängigkeit. Staatliche Förderprogramme könnten hohe Investitionskosten teilweise abfedern.

„Für die Repositionierung von Assets gibt es kein Patentrezept. Jede Immobilie ist einzigartig und muss individuell anhand ihrer Lage, der Gebäudequalität und Nutzerstruktur sowie ihrer Marktchancen neu bewertet werden. Nur maßgeschneiderte Strategien eröAnen die Möglichkeit, Werte nachhaltig zu sichern oder zu steigern “, betonte Britta Slater, CCO und Geschäftsführerin von BNP Paribas REIM Deutschland.

Ana Silva, ausgewiesene Expertin für Corporate Real Estate bei Moody´s Ratings, gab in der Diskussionsrunde praxisnahe Einblicke in die aktuelle Marktsituation. Angesichts steigender Zinsen und verschärfter ESG-Kriterien gewinnt die gezielte Refinanzierung von Bestandsimmobilien über Green Bonds für Unternehmen zunehmend strategische Bedeutung. Silva betonte, dass dieser Markt Corporates nicht nur eAiziente KapitalbeschaAung ermöglicht, sondern zugleich die Integration ökologischer und sozialer Nachhaltigkeitsziele in die Immobilienfinanzierung nachhaltig unterstützt – ein entscheidender Faktor für zukunftssichere Portfolios.

Der Büroimmobilienmarkt erlebt derzeit die tiefgreifendsten strukturellen Veränderungen. Experten wie Klaus Hirt, Partner bei Drees & Sommer, sehen durch den verstärkten Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz einen erheblichen Wandel: Bis zu ein Drittel der administrativen Arbeitsplätze könnte in den kommenden Jahren wegfallen. Parallel dazu verändert sich auch die Nachfrage der Nutzer. Gefragt sind zunehmend flexible Büroflächen, die konzentriertes Arbeiten, Zusammenarbeit und Pausenräume kombinieren und über eine funktionale Grundausstattung verfügen.

Gleichzeitig verschärfen sich die Rahmenbedingungen für die Refinanzierung von Bestandsimmobilien. LautHirt steigt damit der Druck auf Eigentümer und Investoren, Transparenz, Anpassungsfähigkeit, ESG-Konformität und langfristige Strategien sicherzustellen.

Während der Veranstaltung präsentierte Nilas Möllenkamp ein praxisnahes Beispiel: Mithilfe einer KI-gestützten Plattform lassen sich Bestandsimmobilien systematisch erfassen, eAizient bewerten und gezielt in projektbezogene Prozesse einbinden.

Wie das Branchentreffen „ESG-Drinks-Event“ zeigte, gilt als entscheidender Erfolgsfaktor: Nur wer seine Immobilien konsequent weiterentwickelt, bleibt wettbewerbsfähig.