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Volks- und Raiffeisenbanken: Zunehmende Wachstumsdynamik bei Finanzierungen im ersten Halbjahr

Neu-Isenburg, 06.08.2025
Einlagenentwicklung

Das Halbjahres-Plus von 2,0 % auf knapp 340 Mrd. Euro bei den Finanzierungen durch die 277 Volks- und Raiffeisenbanken* im Genoverband e.V. zeugt von einer im Zeitverlauf zunehmenden Dynamik der Kreditvergabe – sowohl im Vergleich zum Vorjahreszeitraum als auch zum ersten Quartal 2025. Angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche mit zuletzt -0,1 % bei der Wirtschaftsleistung gegenüber dem Vorquartal, hoher geopolitischer Unsicherheiten und der US-Importzollerhöhungen dürfte sich das Betriebsergebnis in Relation zur Bilanzsumme mit knapp 1 % leicht unter Vorjahresniveau einpendeln. Mit 13 bisher gemeldeten Fusionsabsichten zeichnet sich ein ähnlicher Verlauf des Strukturwandels wie 2024 mit zwölf beschlossenen Verschmelzungen ab.

„Die Volksbanken und Raiffeisenbanken arbeiten fortlaufend an ihrer Zukunftsfähigkeit“, kommentiert Marco Schulz, Vorstandsmitglied Genoverband e.V. „Mit ihrem transparenten Geschäftsmodell, der Fokussierung auf ihre regionalen Märkte und der demokratischen Unternehmensverfassung geben sie ihren Kunden in einer Phase tiefgreifender Umbrüche Stabilität in der Veränderung.“ Damit treffen die Volks- und Raiffeisenbanken offenbar einen Nerv: Für knapp zwei Drittel der Deutschen sind Sicherheit und Stabilität aktuell die wichtigsten gesellschaftlichen Werte. Das zeigt eine kürzlich veröffentlichte bevölkerungsrepräsentative Umfrage des Genoverbandes, für die im März 2025 rund 2.000 Personen ab 18 Jahren befragt wurden.

Quelle: Genoverband e.V.

Im ersten Halbjahr 2025 liegt das Wachstum der Finanzierungen deutlich über dem Vorjahresvergleich mit 1,2 %. Treiber sind erneut die langfristigen Kredite von über fünf Jahren mit überdurchschnittlichen 2,4 %. Das gewerbliche Kreditgeschäft legt bis zur Jahresmitte ebenfalls um 2,4 % zu und zeigt damit nach 1,0 % im ersten Quartal eine zunehmende Belebung. Hier sind vor allem die Dienstleistungen – darunter besonders Wohnungsunternehmen als mit Abstand stärkster Wirtschaftszweig – zu nennen, die seit Ende 2024 um 3,5 % wachsen. Das Baugewerbe als stärkste Einzelbranche kann den leicht negativen Trend von -0,4 % bis Ende März drehen und liegt zur Jahresmitte mit 0,2 % im Plus.

Talsohle bei Immobilienfinanzierungen ist durchschritten

Passend dazu zieht auch das Wachstumstempo der Bestände bei den privaten Immobilienfinanzierungen nach + 0,6 % im ersten Quartal auf 1,9 % für die erste Jahreshälfte 2025 an. Im ersten Halbjahr 2024 waren es nur 0,5 %. Das Neugeschäft bei den privaten Immobilienfinanzierungen von ca. + 40 % im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum untermauert die sich abzeichnende Trendwende. „Hier sehen wir zum einen, dass die Käufer gegenüber dem aktuellen Zinsniveau vorerst keinen spürbaren Rückgang mehr erwarten. Hinzu kommt, dass besonders in den Ballungsräumen die steigenden Mieten höhere Opportunitätskosten mit sich bringen“, kommentiert Schulz. „Zudem sichert sich – wer heute auf zehn oder 15 Jahre finanziert – stabile nominale Zinsen. In einem volatilen Umfeld sind dies rationale Entscheidungen. Die Baufinanzierung hat die Talsohle durchschritten. Für eine echte Trendwende kommt es jetzt darauf an, dass der Bau-Turbo auch zündet.“

Nach Zwischenhoch der Termineinlagen nimmt Liquiditätshaltung in täglich fälligen Geldern wieder zu

Während bei den Wohnimmobilen auch stark die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen das Zinsniveau beeinflusst, schlagen die gesunkenen EZB-Zinsen auf der Passivseite der Bilanz deutlicher durch. Nachdem zwischenzeitlich aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus die Festgelder auf deutlich steigende Anteile am Einlagenvolumen kamen und dieses in der Folge im ersten Halbjahr 2024 noch um 1,0 % zulegte, ist bisher für 2025 mit -0,2 % auf 363,4 Mrd. Euro eine Seitwärtsbewegung zu beobachten. Dabei nimmt die Liquiditätshaltung in täglich fälligen Geldern wieder um 1,1 % zu, während Termin- und Spareinlagen nach dem Zwischenhoch durch die EZB-Zinserhöhungen zwischen Juli 2022 und September 2023 wieder rückläufig sind.

Durchschnittliche Bilanzsumme wird fusionsbedingt weiter steigen

Die unterschiedlichen Entwicklungen auf der Aktiv- und Passivseite münden zur Jahresmitte in einer nahezu konstanten aggregierten Bilanzsumme von 494 Mrd. Euro im 14 Bundesländer umfassenden Verbandsgebiet. „Dagegen wird der Bilanzsummendurchschnitt der 277 Volksbanken und Raiffeisenbanken von zuletzt 1,8 Mrd. Euro per 31.12.2024 bis zum Jahresende fusionsbedingt noch einmal deutlich zulegen“, prognostiziert Marco Schulz. „Triebfedern für die Bündelung der Kräfte sind die stetig wachsenden Herausforderungen durch verändertes Kundenverhalten, notwendige Investitionen in die Digitalisierung, der Druck regulatorischer Anforderungen vor allem auf kleinere und mittelgroße Banken und der Fachkräftemangel.“ Angesichts dieser Trends und der schwachen Konjunktur sieht Schulz die aktuelle Ergebnisvorschau für 2025 als Zeichen der Stärke: „Ein voraussichtlich nur leicht rückläufiges ordentliches Betriebsergebnis und ein trotz des Insolvenzgeschehens sowie der Schwankungen an den Wertpapiermärkten in etwa konstant bleibendes Bewertungsergebnis bestätigen die nachhaltige Profitabilität. Für diese ist nicht Gewinnmaximierung, sondern die Erfüllung des Förderauftrags für die Mitglieder und Kunden der Maßstab. Sie ermöglicht, die notwendigen Investitionen wie auch die erforderlichen Gewinnthesaurierungen für starke Kapitalquoten vorzunehmen. Die einzelnen Kreditgenossenschaften und die Genossenschaftliche FinanzGruppe als Ganzes machen auch weiterhin ihre Hausaufgaben.“

*Weitere Mitglieder sind u.a. Kirchenbanken sowie die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG