Karriere

Mehr als nur ein Facelift: Sieger des Ernst-May-Preises stehen fest

10.11.2025
Die Preisträger des Ernst-May-Preises 2025 (NHW Award Süd) mit den Jurymitgliedern.

Katharina Lore Meyer überzeugt mit ihrem ganzheitlichem Ansatz die Jury / Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt vergibt zum 17. Mal die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung an Studierende der Technischen Universität Darmstadt / Feierliche Preisverleihung im Atrium des Stadtplanungsamts in Frankfurt

Frankfurt am Main – Katharina Lore Meyer hat die 17. Auflage des mit 10.000 Euro dotierten Ernst-May-Preis (NHW Award Süd) gewonnen. Am Finaltag überzeugte sie die Jury mit ihrer Arbeit zu einem NHW-Hochhaus im Ben-Gurion-Ring in Frankfurt-Bonames und bekam dafür – neben Urkunde und jede Menge Glückwünschen – 3.000 Euro. Platz zwei (je 1.900 Euro) wurde zweimal vergeben: an Franziska Schäfer und Simon Kallfaß. Dritter (1.000 Euro) wurde Thomasz Iwanek. Außerdem gab es eine mit 500 Euro dotierte Anerkennung für Luzie Geißler. Bereits zu Beginn des Wettbewerbs hatten die Studierenden eine Startprämie von je 100 Euro bekommen, um die Material- und Druckkosten zu decken.

Zu Beginn der Preisverleihung im Atrium des Planungsamts der Stadt Frankfurt begrüßten NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer, Martin Hunscher (Leiter Stadtplanungsamt Frankfurt) und Prof Dr. Martino Tattara (Fachbereich Architektur, TU Darmstadt) die Anwesenden. Prof. André Kempe (Leitung Institut für Entwerfen und Gebäudelehre, Leibniz Universität Hannover, Partner Atelier Kempe Thill Architects and Planners, Rotterdam) und Prof. Sabrina Wirtz (Professur für Nachhaltiges Konstruieren und Entwerfen im Bestand, Hochschule Kaiserslautern, Partner ROSA Wirtz Architektur, Frankfurt am Main) stimmten mit Impulsvorträgen auf die feierliche Preisverleihung ein.

Gesucht: Kreative Ideen für das Wohnen und Leben der Zukunft

Die NHW vergibt den EMP seit fast 40 Jahren zusammen mit dem Fachgebiet Entwerfen und Wohnen der TU Darmstadt. Auch in diesem Jahr ging es um ein hochaktuelles Thema: „Der Umbau des sozialen Wohnens in Frankfurt“ und die Frage: Wie kann die NHW ihren umfangreichen Bestand an sozialem Wohnungsbau nachhaltig transformieren? Aufgabe der Studierenden war es, für sieben Gebäudetypen der NHW aus den 1950er bis 1970er Jahren, die allesamt im Großraum Frankfurt liegen, kreative und zugleich realistische Entwurfsstrategien zu entwickeln. Dabei galt es insbesondere soziale, wirtschaftliche und energetische Herausforderungen zu berücksichtigen. Der Fokus sollte nicht auf einem bestimmten Quartier liegen, sondern auf einer typologischen Betrachtung, um daraus allgemeingültige Lösungen der Weiterentwicklung nach einem Baukastenprinzip zu entwickeln. Dabei ging es nicht vorrangig um energetische Sanierung, sondern um die Frage, wie diese Gebäude an die Wohn- und Lebensbedürfnisse der Zukunft angepasst werden können. Auch wenn die wirtschaftliche Umsetzbarkeit im Blick behalten werden sollte, stand die Entwicklung kreativer und zukunftsfähiger Lösungen im Vordergrund.

Insgesamt wurden 17 Arbeiten von Studierendem aus dem Masterstudium eingereicht. Die Jury, bestehend aus dem Vorsitzenden Prof. André Kempe, Monika Fontaine-Kretschmer, Martin Hunscher, Prof. Sabrina Wirtz, Sara Schmitt Pacifico (Stadt Frankfurt, Referentin im Dezernat Planen und Wohnen) und Sven Schubert (NHW, Projektmanager Sonderaufgaben, Unternehmensbereich Modernisierung / Großinstandhaltung) traf ihre Entscheidung nach mehrstündiger Beratung.

Ganzheitlicher Ansatz überzeugt die Jury

Katharina Lore Meyer überzeugte die Jury, weil sie sich auf das komplette Gebäude konzentriert und den Fokus – innen wie außen – neben einer funktionalen und zeitgemäßen, aber dennoch komfortablen Gestaltung auch auf die energetischen Anforderungen gelegt hat. Energieeffizienz, umweltbewusste Materialauswahl, architektonische Qualität und interaktive soziale oder alltägliche Funktionen spielen bei ihrem Entwurf eine große Rolle. Im Design strebt sie ein Gleichgewicht zwischen technischen, ökologischen und sozialen Aspekten an, minimiert dabei aber dennoch bewusst die Eingriffe im Innern des Gebäudes, um damit die Beeinträchtigungen für die Bewohner so gering wie möglich zu halten. Neue Gestaltungselemente wie integrierte Pflanztröge an den Loggien verbessern zudem die Wohnqualität. Überrascht hat sie mit ihrer Auswahl an biobasierten Baustoffen, vor allem mit Kork als Dämmelement. Hervorgehoben hat die Jury auch ihre Herangehensweise an Themen wie Photovoltaik, Sonnen- und Verschattungsschutz sowie die „soziale Fassade“. Diese wird bei ihr über das komplette Gebäude hinweg beispielsweise auch zum Wäschetrocknen genutzt – und fördert durch die offene Fassadengestaltung den nachbarschaftlichen Austausch.

„Kompliment an alle, die sich der Aufgabe gestellt haben“

„Die Transformation bestehender Wohngebäude an die sich ändernden Wohnbedürfnisse ihrer Bewohner ist eine der größten Herausforderungen für die Zukunft unserer Städte“, resümierte NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer. „Mit dem NHW Award motivieren wir junge Talente, sich mit innovativen, ressourcenschonenden Ansätzen für den Bestand auseinanderzusetzen – ein Thema, das im Studium eher selten vorkommt, aber entscheidend für nachhaltige und bezahlbare Architektur ist. Bei der aktuellen Aufgabenstellung ging es auch darum, ein Wohnumfeld zu schaffen, das Generationen verbindet und junge Studierende für die Lebensrealität älterer Bewohner und die sozialen Fragen unserer Zeit zu sensibilisieren. Die Ergebnisse sind gelungen – ein großes Kompliment an alle, die sich dieser anspruchsvollen Aufgabe gestellt haben.“

„Die Qualität der eingereichten Arbeiten war sehr hoch“, bestätigte Prof Dr. Martino Tattara von der TU Darmstadt. „Es ist ein breites Feld von architektonischen Lösungen entstanden, die sich konsequent dem Quartier und den Wohnkonzepten von morgen widmen. Die Zusammenarbeit mit der NHW ist sehr wertvoll. Sie ermöglicht es den Studierenden, sich mit realen Herausforderungen auseinanderzusetzen, die Gebäude, an denen sie arbeiten, aus erster Hand zu erleben und Einblicke in die Arbeitsweise einer großen Wohnungsbaugesellschaft zu gewinnen. Gleichzeitig regt sie zu einer umfassenderen kritischen Reflexion über die Verantwortung von Architekt:innen und ihres Berufsstandes an und eröffnet Studierenden die Möglichkeit, alternative Modelle beruflichen Engagements zu erkunden.“

Hintergrund: NHW Award

Die Unterstützung junger Menschen in ihrer Ausbildung ist eine der Säulen des gesellschaftlichen Engagements der NHW. Seit fast 40 Jahren vergibt Hessens größtes Wohnungsunternehmen zusammen mit der TU Darmstadt alle zwei Jahre den mit 10.000 Euro dotierten Ernst-May-Preis (NHW Award Süd). Ebenfalls alle zwei Jahre und immer im Wechsel mit dem Ernst-May-Preis lobt sie seit 2018 in Nordhessen in Zusammenarbeit mit der Uni Kassel den ebenfalls mit 10.000 Euro dotierten NHW Award Nord aus.

Der Ernst-May-Preis soll im Geiste des sozial orientierten Wohnungs-, Siedlungs- und Städtebaus die fachliche und politische Auseinandersetzung der Studierenden mit neuen Aufgabenstellungen fördern. Im Fokus steht, eine sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung für breite Schichten der Bevölkerung zu gewährleisten und Wohnungssuchende zu berücksichtigen, die Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche haben. Der Schwerpunkt liegt auf dem Rhein-Main Gebiet. Ausgezeichnet werden experimentelle, visionäre Wohnungsbau- und Hybridkonzepte sowie die damit verbundenen Freiräume. Der gebürtige Frankfurter Ernst May (1886-1970) suchte nach Wohn- und Siedlungskonzepten, die nicht nur erschwinglichen Wohnraum schaffen, sondern auch die sozialen und hygienischen Probleme des herkömmlichen Wohnungsbaus vermeiden sollten. May und seine Mitarbeiter setzten auf eine industrialisierte Bauweise mit vorgefertigten Bauteilen, funktional optimierten Grundrissen und einem hohen Freiraumbezug mit einer aufgelockerten Zeilenbauweise sowie Dachterrassen. Architektonisch verknüpfte er die Ansätze der Gartenstadtbewegung mit den Zielen des Neuen Bauens.

Ausstellung im Stadtplanungsamt

Die Arbeiten werden vom 7 bis 19. November im Rahmen einer Ausstellung im Atrium des Planungsamts der Stadt Frankfurt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8:30 bis 18:00 Uhr.

Alle Informationen zum Wettbewerb finden Sie auf unserer Website: www.nhw-award.de

Weiterführende Informationen

https://www.nhw.de