Asset Management | Personalien

Die Krise als Chance für die eigene Karriere nutzen

26.04.2024

Bei Maklern und im Investment Management laufen dieser Tage die Personalkarussells heiß. Die ein oder andere Karriere geht zu Ende. In kaum einem anderem Bereich ist das geringe Transaktionsgeschehen so sehr spürbar. Doch welche Bereiche sind noch betroffen und gibt es jetzt auch Chancen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Karriere strategisch weiterzuentwickeln? Jason Holmes, Associate Director bei ARTES Recruitment hat uns im Interview erklärt, welche Chancen die derzeitige wirtschaftliche Lage bietet und was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt tun können, um den nächsten Karriereschritt vorzubereiten.

Herr Holmes, in welchen Bereichen der Immobilienwirtschaft ist der Austausch an Fachkräften besonders hoch? Also in welchen Segmenten wird oft ein- und ausgestellt?

Aufgrund des rasanten Wachstums des Immobilienmarktes der letzten Jahre, wurden in allen Segmenten viele neue Mitarbeiter eingestellt. Tendenziell kann man aber sagen, dass sich insbesondere im Maklerbereich, im Investment als auch in der Projektentwicklung das Personalkarussell überdurchschnittlich schnell dreht. 

Die Maklerhäuser reagieren meist am schnellsten auf veränderte Marktsituationen. Da die Einstiegshürde in Form von Ausbildung und Berufserfahrung meist geringer ist als bspw. bei sehr spezialisierten, fachlich anspruchsvollen technischen, juristischen oder finanzwirtschaftlichen Jobs, finden hier schneller und leichter Einstellungen statt. Allerdings reagieren die Maklerhäuser ebenso zügig auf negative Marktentwicklungen im Rahmen von kurzfristigen Freistellungen oder groß angelegten Entlassungswellen. Hier gab es in den letzten Monaten etliche Beispiele.

Der Bereich Investment Management, damit meine ich die Bereiche An- und Verkauf auf Eigentümer- bzw. KVG-Seite, steht wiederum in starker Abhängigkeit zum Transaktionsmarkt. Da dieser viele Jahre neue Rekorde gebrochen hat, wurden entsprechend viele Investment Manager gesucht und eingestellt. Wenn der Transaktionsmarkt stagniert bzw. das Volumen stark zurückgeht, wie es in den letzten rund 12 bis 18 Monaten der Fall war, werden allerdings deutlich weniger Investmentmanager gebraucht und es kommt zu Entlassungen.

In der Projektentwicklung gibt es wiederum eine hohe Dynamik, weil das Projektentwicklungsgeschäft risikoreicher und volatiler ist als andere Teilbereiche. Somit leidet dieses Segment besonders unter der verschlechterten Marktlage und es kam nach vielen Jahren des starken Personalwachstums zu etlichen Entlassungen. Die vielen Insolvenzmeldungen der letzten Monate unterstreichen dies.

Ergänzend lässt sich sagen, dass die Bereiche Asset und Property Management stets am stabilsten waren bisher, da diese in nicht so starker Wechselwirkung zum Marktgeschehen stehen. Die Bestandsimmobilien müssen eben auch in schlechten Zeiten betreut werden. Mal ganz davon abgesehen, dass die immer anspruchsvolleren, strengeren rechtlichen Rahmenbedingungen in den Bereichen ESG und Energieeffizienz dazu führen, dass dem Asset Management bzw. der Bestandsentwicklung und-optimierung eine stetig steigende Bedeutung zukommt.

Also sind besondere Qualifikationen einmal mehr gefragt. Was also empfehlen Sie wechselbereiten Personen jetzt zu tun?

Ich empfehle, sich zunächst mit der nötigen Ruhe selbst ein Bild vom aktuellen Personalmarkt in seinem Segment und seiner jeweiligen Region zu machen. Immerhin gibt es auch regional Unterschiede. Hier empfiehlt es sich einen Personalberater seines Vertrauens zu kontaktieren, da man so recht schnell und zeitsparend einen Überblick verschafft bekommt. Ansonsten kann man sich natürlich selbst auf den einschlägigen Jobbörsen umschauen. So bekommt man ein erstes gutes Gefühl wie viele Jobs ausgeschrieben sind und wie aktiv der Personalmarkt ist. In jedem Fall empfehle ich im aktuellen Marktumfeld umso mehr seine Hausaufgaben zu machen und sich eingehend mit möglichen neuen Arbeitgebern zu beschäftigen, bevor man dort signed. Sollte der Druck größer sein, weil man bspw. aufgrund einer Entlassung suchen muss, empfehle ich den Leuten kreativ, offen für Ideen und verhandlungsbereit zu sein. Viele Kandidaten, mit denen ich spreche und die sich in einer solchen Situation befinden, bestehen häufig weiterhin auf ihren bisherigen Titel und das hohe Gehaltspaket. Das funktioniert leider meist nicht. Daher sollte man in einer solchen Situation auch offen für andere Bereiche unserer Branche sein sowie im Notfall in den Sauren Apfel beißen und eine kleine Gehaltseinbuße in Kauf nehmen.

Und welche Chancen bietet das aktuelle Marktumfeld Ihrer Meinung nach nun?

Offen gesprochen fällt mir das für den Personalmarkt schwer zu sagen, da immer noch nicht klar ist, wo die Reise hingeht und wo sich entsprechende Chancen auftun. Natürlich gibt es Trends wie Data-Center, KI, ESG, 3D-Druck, Stadtentwicklung 4.0 oder zirkulares und modulares Bauen, die sehr wahrscheinlich Chancen und Wachstum bieten werden, aber wie diese im Personalbereich ganz konkret aussehen, dass wird sich meines Erachtens erst noch zeigen. Immerhin hat KI sogar das Potenzial eine Vielzahl von aktuellen Berufsbildern obsolet zu machen. Aus persönlicher Sicht und mit Blick auf die eigene Entwicklung kann ich jedoch sagen, dass das aktuelle Marktumfeld die Chance bietet, eine gewisse „Normalität“ zurückzugewinnen und sich wieder mehr in Bescheidenheit und Demut zu üben. Zudem trennt sich aktuell die Spreu vom Weizen, sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Arbeitnehmerseite.  Unternehmen die gut gewirtschaftet haben und weiter wachsen profitieren möglicherweise von einer gestiegenen Attraktivität als potenzialer Arbeitgeber und besseren Verfügbarkeit von Talenten. Als leistungsbereiter, motivierter Mitarbeiter kann man gerade in diesem schwierigen Marktumfeld über sich hinauswachsen, sich weiterentwickeln und sich somit vom Durchschnitt, der Dienst nach Vorschrift macht, abheben.

Wie kann man diese Chancen richtig nutzen?

Wenn ich doch über Chancen sprechen soll und wie man diese am besten nutzen kann, dann empfehle ich zuallererst diese Dinge mit der nötigen Bedacht auch als Chancen und nicht als Bedrohungen anzuerkennen. Danach folgt sich fachlich weiterzubilden, insbesondere über die großen Trends wie die bereits genannten. Zudem sollte man sich stets persönlich weiterentwickeln, neugierig sein und Networking betreiben, damit man nicht abgehangen wird und stattdessen Teil dieser Trends wird oder im besten Fall Pionierarbeit in einem oder mehreren dieser Bereiche leistet.

Welche drei Tipps geben Sie Angestellten in der Branche, um jetzt die richtigen Karriereweichen zu stellen?

Hier gilt fast das Gleiche: Stetige Weiterbildung und -entwicklung sowie Networking.

Sich in Tugenden und Softskills wie Bescheidenheit, kreatives Denken, Agilität, Demut, Respekt, Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Dankbarkeit usw. zu üben. Diesen wird meines Erachtens Zukunft insbesondere mit Blick auf die rasante Entwicklung im KI-Bereich eine immer größere Bedeutung innerhalb unserer Arbeitswelt zukommen.