Mit Bollinger + Fehlig Architekten historische Wäschefabrik in Berlin-Wedding zur modernen Bürolandschaft umgestaltet
- Auf sechs Etagen entsteht in einem historischen Gewerbeareal am S-Bahnhof Wedding eine zukunftsweisende Arbeitswelt
- 110 m² mit flexibler Büronutzung
- Bollinger + Fehlig Architekten (kurz: BFA) erweckten den Fabrikcharakter des Gebäudes wieder zum Leben und orientierten sich bei der Erweiterung an der historischen Struktur
Das Architekturbüro Bollinger + Fehlig Architekten hat eine ehemalige Wäschefabrik aus den 1910er Jahren in Berlin-Wedding aufwendig saniert und zu einem modernen Bürogebäude mit flexiblen Arbeitsflächen umgestaltet. Der denkmalgeschützte Industriebau mit seiner für die damalige Bauzeit neuartigen, vollständig in Eisenbeton errichteten Konstruktion wurde neu interpretiert und die ehemalige Nutzung gestalterisch in die Ästethik einbezogen. Auf 18.110 m² entsteht hier eine moderne Arbeitswelt, die auf sechs Geschossen flexibel gestaltbare Flächen für verschiedenste New-Work-Nutzungen umfasst. Der neu gestaltete und intensiv begrünte Innenhof ist Teil dieser neuen Interpretation und transformiert die vormals brach liegende Fläche in einen klimapositiven und lebendigen Aufenthaltsort.
„Durch die Revitalisierung der Wäschefabrik ist ein zeitgemäßes Bürohaus entstanden, das Vergangenheit und Zukunft, historische und neue Nutzung ablesbar und elegant miteinander verbindet. Die umfassende energetische Sanierung des Bestandsgebäudes und der Erhalt der Rohbausubstanz tragen zudem zur CO2-Reduzierung des Gebäudes bei“, erklärt Jens Fehlig, geschäftsführender Gesellschafter von Bollinger + Fehlig Architekten.
Flexible Nutzung und moderne Arbeitswelten im historischen Ambiente
Das Konzept von BFA zeichnet sich insbesondere durch die Flexibilität in der Gestaltung der Mietflächen aus. Diese lassen sich in bis zu 16 autarke Einheiten gliedern und agil für unterschiedliche Nutzungen neu zusammenstellen. Von der konzentrierten Arbeit bis zur Kooperation in Meetings und zahlreichen räumlichen Möglichkeiten des informellen Austauschs: Alle Büroflächen sind flexibel rück- und umbaubar und orientieren sich an den Bedürfnissen der Menschen, die hier künftig arbeiten. „Die hohe Flexibilität unseres Konzeptes zeigt sich auch in der Anpassungsfähigkeit der Haustechnik, die wir im gesamten Gebäude eingesetzt haben. Ein Aspekt, der sich langfristig als besonders nachhaltig erweist, da spätere Umnutzungen oder technische Ergänzungen der Flächen ohne aufwendige Baumaßnahmen einfacher zu realisieren sind“, ergänzt Fehlig.
Ein besonderes Highlight ist die Umgestaltung des ehemals komplett gepflasterten Innenhofs auf dem historischen Areal: In Zusammenarbeit mit dem Team von nolte gehrke partnerschaft von landschaftsarchitekten mbb entstand ein lebendiger, begrünter Außenraum, der Erholung im Grünen und einen einladendenden Aufenthaltsort zugleich bietet.
Substanz erhalten und Geschichte wieder sichtbar machen
Das denkmalgeschützte Gebäude in der Gerichtstraße zählt zu den frühen Pionierbauten in Eisenbeton-Skelettbauweise. Als industrielle Produktionsstätte errichtet, zeichnet sich der Bestand durch einen reduzierten und materialsichtigen, funktionalen Charakter aus. Einzelne Gebäudeteile wurden im Krieg stark beschädigt. Neben den sensiblen Sanierungsmaßnahmen zum Erhalt der historischen Substanz zielten die Bauteilergänzungen darauf ab, die ursprüngliche Kubatur wiederherzustellen und das Gebäudeensemble mit gezielten Interventionen in eine zeitgemäße Nutzung zu überführen. So hat das Team von BFA sowohl in der Außen- als auch in der Innenraumgestaltung das textile Erbe der ehemaligen Wäschefabrik aufgegriffen: Faltungen und V-Formen in Fassade und Struktur zitieren bewusst das Thema Stoff, Naht und Faden. „Um den bauzeitlichen Charakter des Bestandes wieder hervorzuheben, wurde auch die ursprüngliche Farbgebung des Gebäudes berücksichtigt. So haben wir beispielsweise die historischen Farben der Fassade und der Treppenhäuser wieder aufgegriffen und umgesetzt“, erläutert Jens Fehlig.
„Um den Bogen von der neuartigen historischen Konstruktionsweise zur heutigen Zeit zu schlagen, wurden in den ergänzten Bauteilen bewusst moderne und nachhaltige Holzkonstruktionen eingesetzt“, führt Ute Kaatz, Prokuristin und Leiterin des Projektes bei BFA, weiter aus. Drei in Zusammenarbeit mit dem Team von Saradshow Fischedick Berlin Bauingenieure GmbH entwickelte, wesentliche Interventionen in Holz- oder Holzhybridbauweise prägen die neue Gebäudestruktur und setzen sich bewusst vom historischen Bestand ab: das Atelier im Hof (ehemals eine eingeschossige Garage), die Aufstockung des Kopfbaus sowie eine Dachgeschossaufstockung im Innenhof. So bleibt die Baugeschichte ablesbar und der denkmalgeschützte Charakter des Hauses gewahrt.