Concular startet Urban Mining Kataster für Städte und Kommunen
Gebäudebestand von ganz Deutschland in interaktiver 3D-Karte erfasst / 51,8 Millionen Gebäude und 20,8 Tonnen Baumaterial stehen zur Auswertung / Digitales Werkzeug für Städte und Kommunen zur nachhaltigen Stadtentwicklung
Was steckt in unseren Städten? Wie viel Beton, wie viel Stahl, wie viel Potenzial für eine ressourcenschonende Bauwirtschaft? Antworten darauf liefert das neue Urban Mining Kataster Deutschland, das Concular heute veröffentlicht hat.
Die interaktive, frei zugängliche 3D-Karte macht sichtbar, was bislang verborgen war: Das Innenleben von rund 52 Millionen Gebäuden und damit das Potenzial von 20,8 Giga-Tonnen Baumaterial im Gebäudebestand – datenbasiert, gebäudescharf, bundesweit und vor allem: kostenfrei unter der Adresse urbanminingkataster.de
Die Grundlage dafür stammt aus wissenschaftlicher Hand: Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) hat über Jahrzehnte hinweg umfangreiche Daten zum sogenannten anthropogenen Lager erhoben – dem Vorrat an verbauten Materialien in deutschen Gebäuden. Dieser Datenschatz wurde nun in einer interaktiven Kartenanwendung nutzbar gemacht – für Städte, Kommunen sowie öffentliche und private Bestandshalter.
„Ich freue mich sehr, dass der umfangreiche Datensatz des IÖR-Materialkatasters Deutschland von der Praxis aufgegriffen wird und auf diese Weise die Entwicklung hin zum zirkulären Bauen unterstützt. Wir stellen diese Daten frei zugänglich zur Verfügung. Nun kommt es darauf an, dass sie in praxisnahe Modelle überführt werden und zum Einsatz kommen. Genau in diese Richtung zielt das nun vorliegende ‚Urban Mining Kataster‘ von Concular.“Dr.-Ing. Georg Schiller, IÖR
Ein digitaler Zwilling der gebauten Realität
Herzstück des Projekts ist ein digitales Abbild der deutschen Gebäudelandschaft im Netz, kostenfrei zugänglich: Rund 52 Millionen Gebäude, modelliert in 3D, hinterlegt mit Typologie, Baualtersklasse und Material- sowie CO₂-Hochrechnungen.
Das Treibhauspotenzial (GWP) von Deutschlands Gebäuden beläuft sich auf insgesamt 2,86 Giga-Tonnen. Für jedes Gebäude lassen sich Gebäudetyp nach Funktion, GWP und Materialmasse differenziert nach Materialgruppe wie Beton und Metallen anzeigen. Möglich wird das durch die Verknüpfung der IÖR-Daten mit öffentlich zugänglichen Geoinformationssystemen.
So ließe sich mit Hilfe dieser Daten tatsächlich die Frage beantworten: Wieviel wiegt Deutschland? Und woraus ist es gebaut? Die Materialien im Bestand bestehen zu 46% aus Beton und zu 10% aus Kalksandstein und Ziegeln. Aussagekräftig ist auch die graue Energie – sie gibt an, wieviel CO₂-Äqu. bei der Herstellung des jeweiligen Baumaterials unter heutigen Bedingungen entstehen würde – so beträgt das Treibhausgaspotenzial ca. 2,86 Gt CO₂-Äquivalent. 40% davon werden durch Metalle verursacht und ca. 22% durch Betone. Ein riesiges Potenzial – und ein wertvolles Argument für den Erhalt.
Werkzeugkasten für die Kreislaufstadt
Doch die Karte von Concular ist mehr als ein visueller Zugang zu Gebäudedaten. Sie ist Startpunkt für Strategien zur Transformation der Bauwirtschaft: Für Bestandshalter und Kommunen bietet sich die Möglichkeit, auf Basis des Urban Mining Katasters Kreislaufwirtschaftsstrategien, Flächennutzungskonzepte für Urban Mining und zirkuläre Stadtentwicklung umzusetzen. So lassen sich regionale Stoffkreisläufe schließen, Ressourcen sparen und Klimaziele erreichen.
„Transparenz über Ressourcenbedarf und -verfügbarkeit sind der Schlüssel für Kreislaufwirtschaft. Mit dem Urban Mining Kataster und den darauf aufbauenden Werkzeugen bieten wir Kommunen und Bestandshaltern eine umfangreiche Plattform für einen zirkulären Gebäudebestand.“
Julius Schäufele, CPO Concular
Bestandshalter – ob kommunal oder privat – können über die Plattform ihre Gebäude direkt verwalten, analysieren und für Zertifizierungsprozesse nutzen. Die Anwendung schafft Transparenz, senkt Informationshürden und öffnet die Tür zur strategischen und ganzheitlichen Kreislauffähigkeit für große kommunale und institutionelle Bestände.
Open Data trifft öffentliche Baupraxis
Das Projekt zeigt, wie öffentliche Forschung und privatwirtschaftliche Entwicklung ineinandergreifen können – und wie aus Open Data konkrete Werkzeuge für nachhaltiges Handeln entstehen. Concular analysiert und bewertet, was da ist: das vorhandene Gebäudevolumen, die verbauten Materialien, den Bestand. Basierend auf den frei zugänglichen Daten des IÖR können Kommunen dieses Potenzial nun heben und für eine zirkuläre Stadtentwicklung nutzen.
Einige Landeshauptstädte wie beispielsweise Stuttgart arbeiten bereits mit dem Urban Mining Kataster – deutschlandweit alle Städte und Kommunen erhalten so eine ganzheitliche Lösung für den zirkulären Gebäudebestand.
Der Anspruch ist hoch – und notwendig: eine Bauwirtschaft, die nicht länger verbraucht, sondern zirkuliert.