Unternehmen

Humanize-Studie von Midstad und TU Darmstadt

Neurowissenschaftliche Messmethoden eröffnen neue Perspektiven für menschengerechte Innenstädte

Darmstadt, 09.12.2025

Eine neue Studie des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre der Technischen Universität Darmstadt in Kooperation mit Midstad zeigt: Neurowissenschaftliche Methoden können die Grundlage für eine menschengerechte, resiliente Stadtentwicklung bilden. Das Arbeitspapier Nr. 58 mit dem Titel „Humanize – Neurowissenschaftliche Messmethoden zu menschenzentrierten Innenstadtkonzepten“ untersucht, wie objektive Messverfahren das emotionale und kognitive Erleben von Menschen in städtischen Räumen sichtbar machen und welche Potenziale sich daraus für Planung, Gestaltung und Investitionsentscheidungen ergeben.

Die Studie zeigt, dass herkömmliche Bewertungsansätze oft an der Oberfläche bleiben. Neurowissenschaftliche Verfahren wie Eyetracking, Hautleitfähigkeitsmessung oder EEG erlauben dagegen, die Reaktionen von Menschen auf bauliche und funktionale Elemente einer Stadt unmittelbar zu erfassen. Damit entsteht ein präzises Bild darüber, wie Stadt wirklich „wirkt“. „Viele Innenstädte sind über Jahrzehnte funktional, aber nicht für Menschen gebaut worden“, sagt Prof. Dr. Andreas Pfnür, Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre an der TU Darmstadt. „Unsere Forschung zeigt, dass neurowissenschaftliche Methoden das Potenzial haben, den Zusammenhang zwischen gebautem Raum und menschlichem Empfinden objektiv zu verstehen. So können Stadtentwickler, Investoren und Kommunen künftig Entscheidungen treffen, die sowohl ökonomisch als auch sozial und emotional tragfähig sind.“

Stadtentwicklung mit wissenschaftlicher Präzision

Das Forschungsteam der TU Darmstadt hat über 120 internationale Quellen ausgewertet und verschiedene Messmethoden in ihrer Anwendbarkeit für den Immobiliensektor verglichen. Ergebnis ist ein methodischer Werkzeugkasten, der es ermöglicht, menschliches Erleben quantifizierbar zu machen – sei es bei der Planung neuer Stadtquartiere, der Sanierung von Bestandsobjekten oder der Bewertung von ESG-Kriterien. „Die Verbindung von Neurowissenschaft und Immobilienwirtschaft eröffnet völlig neue Perspektiven. Wenn wir verstehen, wie Menschen Räume wahrnehmen, können wir Immobilien und Innenstädte gestalten, die emotional binden, funktional überzeugen und langfristig Werte schaffen“, erklärt Dr. Kevin Meyer, Geschäftsführer von Midstad.

Datenbasierte Stadtgestaltung: Implikationen für Investoren und Stadtentwickler

Die Untersuchung zeigt, dass sich emotionale Reaktionen auf Architektur, Nutzungsmischung, Begrünung oder Materialität messbar unterscheiden lassen. Mit Hilfe dieser objektiven Daten kann Stadtplanung künftig evidenzbasiert erfolgen; weg von subjektiven Einschätzungen hin zu klar belegbaren Wirkungszusammenhängen. „Innenstädte müssen wieder Orte sein, die Menschen zum Arbeiten, Wohnen, Einkaufen oder Verweilen gerne aufsuchen. Die Neurowissenschaft liefert uns Werkzeuge, um genau solche Zusammenhänge zu verstehen und gezielt zu fördern“, so Prof. Pfnür.

Für Praxisakteure ergeben sich auf Grundlage der Studie mehrere zentrale Erkenntnisse:

  • Neurowissenschaftliche Messverfahren schaffen eine wissenschaftliche Grundlage für menschenzentrierte Stadtentwicklung.
  • Objektive Daten zu Wahrnehmung und Emotionen können Planung, Genehmigung und Kommunikation von Stadtprojekten verbessern.
  • Menschliche Reaktionen lassen sich als neue, messbare Dimension in ESG-Strategien integrieren.

Dr. Kevin Meyer ergänzt abschließend: „Wer Immobilien und Innenstädte konsequent am Menschen ausrichtet, schafft Lebensqualität und sichert zugleich langfristige Wertstabilität.“

Weiterführende Informationen

https://midstad.com/de/forschung/