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Madaster erstellt virtuelles Materialkataster für alle deutschen Städte und Gemeinden

06.06.2025

Madaster hat flächendeckende Daten des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) zu Art, Menge und CO₂-Emissionen verbauter Materialien in Form einer virtuellen Deutschlandkarte aufbereitet. Diese sind künftig kostenfrei abrufbar. Mit der virtuellen Karte entsteht eine zentrale Informationsbasis, um zirkuläres Bauen und die strategische Nutzung urbaner Rohstofflager deutschlandweit planbar zu machen.

Rund 52 % des Abfallaufkommens (Deutschland, 2023) und bis zu 40 % der CO₂-Emissionen in Deutschland entstehen im Bausektor – zirkuläres Bauen bietet daher ein enormes Einsparpotenzial. Ein Materialkataster wird seit Jahren als zentrale Lösung diskutiert. Es schafft die notwendige Transparenz, um Ressourcen gezielt zurückzugewinnen, Rückbau planbar zu machen und Emissionen wirksam zu senken. So wird der Wandel hin zu einer klima- und ressourcenschonenden Bauwirtschaft möglich – mit spürbarem Mehrwert für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.

Mit der Integration des komplexen IÖR-Datensatzes (Stand 2022) ist Madaster ein zentraler Meilenstein gelungen. Denn damit sind die wissenschaftlich fundierten Informationen über Art, Menge und die im Gebäudebestand enthaltenen grauen Emissionen nun für alle Städte und Gemeinden in Deutschland zugänglich. Dank der digitalen Aufbereitung in Madaster sind die Daten intuitiv nutzbar, können gezielt erweitert werden und sind projektspezifisch bearbeitbar.

„Mit dem Materialkataster für Deutschland schließen wir eine entscheidende Wissenslücke und legen die Basis für ein zukunftsfähiges Ressourcenmanagement im Bauwesen. Die Kombination aus Geodaten, Materialkennzahlen und Gebäudetypologie ermöglicht es Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft, strategisch über Ressourcenschutz, Kreislaufwirtschaft und klimagerechtes Bauen zu entscheiden“, erklärt Dr. Patrick Bergmann, Managing Director von Madaster Germany.

Besonders in Hinblick auf Urban Mining stehen durch die Aufbereitung sowie Visualisierung der großflächigen Material- und Gebäudedaten zukünftig Informationen zu freiwerdenden Rohstoffen frühzeitig zur Verfügung. Auf dieser Basis lassen sich sowohl der Flächenbedarf für Lagerung und Aufbereitung sekundärer Rohstoffe als auch potenzielle Abnehmer gezielt identifizieren. Das digitale Materialkataster dient damit als Basis für die Umsetzung des Industrial ReUse-Ansatzes, bei dem Materialien aus Rückbauvorhaben frühzeitig identifiziert und als Ressource für Hersteller in Aufbereitung und Weiterverarbeitung nutzbar gemacht werden.

Datengrundlage: Gebäudetypen, 3D-Modelle und langjährige Forschung

Basis des IÖR-Datensatzes sind 3D-Gebäudemodelle des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie, die mit detaillierten Informationen zu Gebäudetypen und typischen Baumaterialien angereichert wurden. Die Materialbestimmung erfolgt durch eine systematische Auswertung von 44 Materialgruppen. Eine funktionale Differenzierung des Gebäudebestands nach Ein-, Zwei- oder Mehrfamilienhaus sowie Lager- oder Bürogebäude erfolgt mittels des Informationssystems Gebaute Umwelt (ISBE) und ist auch in den Ansichten des Materialkatasters abrufbar. Für belastbare Aussagen auf Projektebene empfiehlt sich eine Aggregation der Daten, da typenbasierte Annahmen nicht zwangsläufig den realen Materialeinsatz einzelner Gebäude widerspiegeln.

Die Entwicklung geht weiter

Die Veröffentlichung des deutschlandweiten Materialkatasters war ein erster entscheidender Schritt. Um die Potenziale der Kreislaufwirtschaft noch gezielter nutzbar zu machen, wird das Madaster Materialkataster kontinuierlich weiterentwickelt. Im Fokus steht dabei die Erweiterung der Datengrundlagen – etwa im Forschungsprojekt „Strategiedialog Baden-Württemberg“, in dem Madaster das Kataster für das gesamte Bundesland weiter verfeinert, sowie bei der Einführung des digitalen Gebäuderessourcenpasses in NRW, die Madaster im Rahmen eines LOIs mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung unterstützt.