Trendstudie Real Estate Management 2025: Zwischen Digitaler Ernüchterung und strategischer Neuorientierung
Immobilienverantwortliche stehen unter Druck: ESG-Anforderungen steigen, qualifizierte Fachkräfte fehlen, der Strukturwandel fordert neue Antworten. Viele Unternehmen reagieren – sie bauen ihre CREM-Abteilungen (Corporate Real Estate Management) aus, setzen auf zentrale Steuerungsstrukturen und strukturieren ihr Facility Management neu. Doch ein Hoffnungsträger der vergangenen Jahre verliert an Strahlkraft: Die Digitalisierung, lange als Schlüssel zur Effizienz gefeiert, sorgt inzwischen eher für Ernüchterung. Die aktuelle Trendstudie „Real Estate Management“ des auf Bau und Immobilien spezialisierten Beratungsunternehmens Drees & Sommer SE gibt einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen im Immobilienmanagement. 303 Fach- und Führungskräfte aus unterschiedlichen Branchen wurden befragt – vom Mittelständler bis zum Großkonzern. Ihre Einschätzungen zeichnen ein vielschichtiges, aber auch klar konturiertes Bild der Branche.
Digitalisierung: Vom Heilsbringer zur Baustelle
Zwar sehen 82 Prozent der Befragten weiterhin Potenzial in digitalen Lösungen – insbesondere bei effizienteren Abläufen (82 Prozent) und optimierten Prozessen (71 Prozent). Doch im Vergleich zum Vorjahr sinkt die Zuversicht. Nur noch 14 Prozent glauben, dass sich durch Digitalisierung neue Geschäftsmodelle erschließen lassen (Vorjahr: 23 Prozent). „Viele digitale Konzepte scheitern aktuell am Proof of Concept“, sagt Bernd Fisel, Associate Partner bei Drees & Sommer und einer der Autoren der Studie. Häufig fehle es an konkreter Umsetzung und stringenter Projektplanung. Die Folge: weniger Vertrauen in kurzfristige Digitalisierungserfolge – und ein klarer Fokus auf Qualität und Umsetzbarkeit. Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Bewertung der Dienstleistungsqualität: Rund zwei Drittel der Befragten sehen hier aktuell großes Verbesserungspotenzial – 15 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Fachkräftemangel: Fokus auf Qualifizierung statt Digitalisierung
War die Digitalisierung im letzten Jahr noch die meistgenannte Strategie gegen den Fachkräftemangel, steht 2025 ein anderer Hebel im Fokus: 75 Prozent der Unternehmen setzen nun auf gezielte Aus- und Weiterbildung, um Personalengpässe langfristig zu mildern.
„Das ist ein deutliches Signal“, so Fisel. „Die Branche hat erkannt, dass nachhaltige Lösungen nur über Qualifizierung und Wissensaufbau funktionieren.“ Immer mehr Unternehmen investieren daher in individuelle Trainingsprogramme, berufsbegleitende Weiterbildungen und die Förderung von Talenten aus den eigenen Reihen. So wollen sie nicht nur die aktuellen Engpässe mildern, sondern ihre Belegschaft zukunftsfähig machen – gerade in Zeiten, in denen reine Digitalisierung nicht alle Herausforderungen lösen kann.
CREM-Organisation: Zentral schlägt dezentral
Beim Corporate Real Estate Management bevorzugt die Mehrheit der Unternehmen weiterhin zentrale Strukturen. Zwei Drittel (66 Prozent) organisieren ihre Immobilienaufgaben zentral – ähnlich wie im Vorjahr (65 Prozent). „Zentral gesteuerte CREM-Einheiten haben klare Vorteile“, betont Fisel. Sie können Strategien einheitlich umsetzen, Kosten transparenter steuern und ESG-Ziele effektiver integrieren. Tatsächlich wächst das ESG-Bewusstsein spürbar: Nur noch 17 Prozent der Befragten geben an, die ESG-Vorgaben nicht oder nur teilweise zu kennen – 2022 war es noch rund die Hälfte. Gleichzeitig verfügen inzwischen 39 Prozent der Unternehmen über eine durchgängige ESG-Strategie – ein signifikanter Anstieg gegenüber 24 Prozent im Vorjahr.
Facility Management: Regionale Vergabe dominiert
Auch im Facility Management zeigt sich ein Wandel. Die regionale Vergabe von Leistungen bleibt mit 51 Prozent das dominierende Modell. Objektweise Vergaben verlieren an Bedeutung (41 Prozent; Vorjahr: 58 Prozent), ebenso die globale Vergabe (aktuell 12 Prozent). Auffällig ist der Trend zur Spezialisierung: Fachspezifische Vergaben steigen deutlich – von 35 auf 43 Prozent. „Unternehmen wollen ihre Leistungen gezielter steuern“, erklärt Fisel. „Indem sie Fachfirmen beauftragen, erhöhen sie die Qualität, verbessern die Nachverfolgbarkeit und machen die Leistungen anpassungsfähiger.“ Zugleich setzt sich die überregionale Bündelung fort – lokale Einzelvergaben nehmen weiter ab.
Budgetplanung: Transparenz als Achillesferse
Trotz aller Fortschritte bleibt fehlende Transparenz ein zentrales Problem: 73 Prozent der Befragten sehen darin ein wesentliches Hemmnis für strategisches Immobilienmanagement. Insbesondere bei der Budgetplanung offenbart die Studie Nachholbedarf. In 40 Prozent der Unternehmen ist eine strategische Budgetplanung nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Dabei könnten moderne Tools – etwa CAFM-Systeme oder automatisierte Budgetlösungen – hier gezielt unterstützen. „Wer Technologien klug einsetzt, steigert nicht nur die Transparenz, sondern auch die Nachhaltigkeit der Finanzplanung“, so Fisel.
Über die Studie
Die Trendstudie von Drees & Sommer wurde im Mai 2025 durchgeführt. Befragt wurden 303 Immobilienverantwortliche aus verschiedenen Branchen – darunter Industrie, Immobilienwirtschaft, Finanz- und Versicherungswesen, Handel sowie Chemie- und Rohstoffsektor. Die Teilnehmenden stammen überwiegend aus dem DACH-Raum und vertreten Unternehmen unterschiedlicher Größe – vom Mittelstand bis zum Großkonzern. Die Online-Umfrage umfasste 29 Fragen zu aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Real Estate Management – unter anderem zu Teamstrukturen, Strukturwandel, Vergabemodellen, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und dem Umgang mit dem Fachkräftemangel.